Aktive Mitarbeit hält das Herz auf gesundem Trab
Eine koronare Herzkrankheit entsteht meist durch Arteriosklerose, die sich durch Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Bluthochdruck und Diabetes mellitus entwickelt hat. Mit Medikamenten und Operationen lässt sich das Herz wieder in Gang bringen, auf Trab halten muss es der Patient aber selbst.
Im Überblick
Änderungen des Lebensstils gehören deshalb zu jeder KHK-Therapie dazu. Wenn die Herzkrankheit Angst und Depressionen auslöst, so ist die begleitende Therapie bei einem Spezialisten für Psychosomatik oder Nervenkrankheiten hilfreich und oft unerlässlich. Außerdem im Fokus: Bei der KHK gibt es deutliche Geschlechtsunterschiede. Frauen erkranken später, haben oft untypische Beschwerden, sterben häufiger am Herzinfarkt und reagieren anders auf Medikamente als Männer.
Die koronare Herzkrankheit (KHK) und ihre Folgen wie
Herzinfarkt und
plötzlicher Herztod sind Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Viele Todesfälle wären vermeidbar, wenn im Rahmen der Vorsorge die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt würde. Deshalb unser Tipp: Nutzen Sie die Vorsorgeuntersuchungen. Im Check-up 35 werden Sie gründlich auf Risikofaktoren für eine Herzkrankheit wie
Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen und
Diabetes mellitus untersucht.
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Ändern Sie Ihren Lebensstil
Wenn Sie zur Risikogruppe gehören oder bei Ihnen bereits eine Angina pectoris bekannt ist, sind folgende Tipps für Sie ein Muss:
- Schluss mit dem Rauchen
- Ernährung auf vitaminreiche und fettarme Mischkost umstellen
- Übergewicht abbauen
- regelmäßige Bewegung und Sport in den Alltag einbauen
- Blutdruck gut einstellen
- Diabetes mellitus kontrollieren
- alle verordneten Medikamente regelmäßig einnehmen
- bei Beschwerden sofort zum Arzt
KHK-Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder eine
Bypass-Operation hatten, können auf ihre Erfahrungen aus der Rehabilitation bauen. Ob ambulant oder stationär – bei allen Herzkuren steht die Änderung des Lebensstils an erster Stelle. Und wem es schwer fällt, die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, dem hilft vielleicht eine
Herzgruppe. Hier treffen sich Menschen mit Herzkrankheiten zum gemeinsamen Sporttreiben, aber auch zum persönlichen Austausch.
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Wundermittel Omega-3-Fettsäuren?
Seitdem die positive Wirkung von
Omega-3-Fettsäuren bekannt ist, wurden sie beinahe als Wundermittel gegen Herzinfarkt und Co. gehandelt. Nach umfangreichen Studien hat sich die Euphorie allerdings etwas gelegt. Unbestritten bleibt, dass Omega-3-Fettsäuren den Blutdruck und die Blutfettwerte senken, die Gerinnselbildung hemmen und den Herzrhythmus stabilisieren. Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten, profitieren laut Expertenmeinung von einer zusätzlichen Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren – etwa in Kapselform. Nicht belegt ist hingegen die Annahme, dass die Fettsäuren Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern können. Deshalb unser Tipp: Überlegen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob der Kauf von Kapseln für Sie sinnvoll ist oder ob nicht auch der regelmäßige Verzehr von fettem Seefisch wie Makrele, Lachs und Hering, die alle reichlich Omega-3-Fettsäuren enthalten, ausreicht.
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Sport bei KHK
Sport und Bewegung gelten inzwischen als fester Bestandteil jeder Herz-Kreislauf-Behandlung. Sport steigert die Leistungsfähigkeit von Herzpatienten merklich. Das gilt selbst für Patienten mit einer
Herzinsuffizienz. Durch Sport verbessert sich die Sauerstoffaufnahme in der Muskulatur, was letztlich auch das Herz entlastet. Geeignet sind für Herzkranke vor allem Ausdauersportarten wie schnelles Gehen (Walken) beziehungsweise Nordic Walking und Fahrrad fahren. Dies sind Aktivitäten, die kontrollierbar sind und gleichmäßig belasten. Tanzen – etwa Standardtanzen – bietet sich ebenfalls an. Es trainiert zudem die Koordination und Geschicklichkeit und ist somit auch eine gute Sturzprophylaxe. Jeder Herzpatient sollte unbedingt mit seinem Arzt abklären, ob und welche sportliche Betätigung für ihn gesundheitlich unbedenklich ist. Dabei ist eine Belastung nahe der maximalen Pulsfrequenz nicht erforderlich, um die körperliche Leistung zu steigern. Schon ein zehnminütiger Spaziergang oder eine kleine Radtour zweimal in der Woche verbessern bei vielen Patienten die Leistungsfähigkeit.
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Heimtraining mit Telemonitoring
Gymnastikübungen lassen sich auch zu Hause unkompliziert und sicher, das heißt im Sitzen oder Liegen, praktizieren. Auch andere Körperübungen wie Yoga, Feldenkrais oder Tai Chi sind für zu Hause geeignet. Sie enthalten alles, was bei einer Herzkrankheit empfehlenswert ist: Dehn-, Kraft-, Koordinations-, Atem- und Entspannungsübungen. Das ausgewogene Wechselspiel zwischen den verschiedenen Haltungen regt Durchblutung und Stoffwechsel an.
Auch das Fahrradergometer eignet sich für zu Hause. Doch sollte dieses Training vorher mit dem Arzt abgestimmt werden. Eine Pulskontrolle ist für den Patienten leicht mithilfe eines Pulsgurtes möglich. Inzwischen erlaubt das
Telemonitoring sogar, dass der Arzt aus der Ferne auf relativ unkomplizierte Weise die Übungen überwacht.
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Geeignete Sportarten
Nicht jeder ist ein „Sportstyp“ und findet Gefallen an ausdauernder und regelmäßiger Bewegung. Weil aber die positive Wirkung von körperlicher Bewegung inzwischen außer Zweifel steht, sollten auch Sportmuffel dies nicht länger ignorieren. Entscheidend ist: Finden Sie eine Bewegungsart, der Sie gern und ohne Qual mehrmals in der Woche nachgehen. Das müssen durchaus nicht nur die klassischen Sportarten wie Dauerlauf, Radfahren oder Skilanglauf sein. Auch Tanzen, Gartenarbeit oder Fensterputzen können schweißtreibend wirken. Probieren Sie verschiedene Bewegungsmöglichkeiten aus und schaffen Sie sich ein Repertoire von Aktivitäten, zwischen denen Sie saisonabhängig problemlos wechseln können.
Wichtig ist allerdings, dass vor Trainingsbeginn mit dem Arzt abgeklärt wird, wie hoch die Belastung sein darf. Um die Belastbarkeit zu beurteilen, nutzt der Mediziner in der Regel das
Belastungs-EKG. Danach wird der Arzt einschätzen, bis zu welcher Pulsfrequenz anfangs trainiert und wie die Belastung schrittweise gesteigert werden kann. Denn eine zu hohe Belastung zu Beginn erhöht die Gefahr eines Herzinfarkts. Als Faustregel gilt: So lange man sich beim Sport noch unterhalten kann, ist die Intensität genau richtig. Forscher konnten inzwischen nachweisen, dass bei einer stabilen
Angina pectoris, also einer koronaren Herzkrankheit mit belastungsabhängigen Beschwerden, regelmäßige sportliche Betätigung besser wirkt als eine Gefäßweitung mit dem Herzkatheter. Die Erklärung ist plausibel: Regelmäßige körperliche Aktivität beugt im gesamten Gefäßsystem der
Arteriosklerose vor, während ein Kathetereingriff nur lokal am Ort der ausgeprägtesten Verengung wirksam ist. Bei einer akuten
Stenose ist die operative Gefäßweitung lebensrettend, zur Behandlung einer stabilen koronaren Herzkrankheit aber ist Sport besser.
Vom Schwimmen raten einige Fachleute den Herzpatienten allerdings ab. Durch den Wasserdruck können der Blutdruck steigen und eventuell
Herzrhythmusstörungen auftreten. Übungen im Wasser empfehlen sich nur unter fachgerechter Anleitung, zum Beispiel in einer Herzsportgruppe. Auch Sportarten wie Handball und Fußball beurteilen Mediziner skeptisch, weil der Kreislauf – je nach Spielsituation – zu unterschiedlichen Belastungssituationen ausgesetzt ist.
Lange Zeit haben Mediziner bei Herzschwäche auch vor
Krafttraining gewarnt. Doch inzwischen empfehlen Kardiologen sogar moderates Krafttraining: Es hilft, die Leistungsfähigkeit zu steigern und – ebenso wie das
Geschicklichkeitstraining – Stürzen vorzubeugen.
Viele Patienten mit einer KHK oder nach einem Herzinfarkt schließen sich einer Herzsportgruppe an. Diese Gruppen haben den großen Vorteil, dass sie von Ärzten betreut werden und Herztätigkeit und Leistungsentwicklung unter Kontrolle stehen. Für Patienten mit starker Herzinsuffizienz oder ausgeprägten Herzrhythmusstörungen sind Herzsportgruppen allerdings nicht immer geeignet.
günstig
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bedingt geeignet
|
ungünstig
|
Wandern
Dauerlauf
Rad fahren
Golf
Gymnastik
Skilanglauf
Curling
Faustball
Prellball |
Schwimmen
Rudern
Bergwandern
Reiten
Fußball
Tanzen
Fitnesstraining
alpiner Skilauf
Eislauf
Eiskunstlauf
Handball
Basketball
Badminton
Tennis
Tischtennis
Kegeln |
Kraftübungen wie
Klimmzüge
Kniebeugen
Liegestütze
Expanderübungen
Bodybuilding
Gewichtheben
Klettern/Bergsteigen
Turnen
Springen
Werfen
Tauchen
Segeln
Wasserski Windsurfen
Kampfsportarten
Squash |
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Angst und Depression bei KHK
Viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) werden von Zweifeln und Ängsten geplagt. Sie fürchten etwa, nicht mehr so viel leisten zu können und ganz unerwartet einen Herzinfarkt zu erleiden. Diese Ängste sind Teil der Krankheit und müssen in der Therapie ebenso berücksichtigt werden wie zum Beispiel die zugrunde liegende
Arteriosklerose. In manchen Fällen ist die Angst und Unsicherheit Teil einer Depression, deren Therapie in die Hände eines Facharztes für Psychiatrie gehört. Depressionen werden in der Regel mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt. Achten Sie aber darauf, sich bei einem Spezialisten in Behandlung zu begeben, denn eine medikamentöse Behandlung allein reicht nicht aus.
Wenn Ihre Ängste sehr viel Raum einnehmen und möglicherweise eine eigenständige
Herzangst ebenfalls Beschwerden auslöst, empfiehlt sich in jedem Fall neben der kardiologischen Therapie auch eine Behandlung bei einem Spezialisten für Psychosomatik, der sich mit dem Zusammenhang zwischen seelischer Verfassung und Krankheit befasst. Ärzte und Psychologen, die in der Psychosomatik arbeiten, sind mit Ängsten von Herzpatienten vertraut und nehmen Ihre Probleme ernst. Sie weichen auch existenziellen Fragen nicht aus. Zusammen mit Ihnen suchen die Experten für
Psychosomatik nach passenden Bewältigungsstrategien. Neben einer
Psychotherapie und selten auch Medikamenten können Entspannungstechniken gegen die Angst helfen. Ärzte und Psychologen beobachten, dass KHK-Patienten, die häufiger
progressive Muskelentspannung,
autogenes Training oder
Yoga praktizieren, im Alltag gelassener sind und seltener von
Angina pectoris geplagt werden.
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